Leben in Hammelburg.
Ein Blick auf die Landkarte: wo liegt die Region und was zeichnet sie aus?
Hammelburg liegt idyllisch im bayrischen Unterfranken, als südliches Tor zum Biospärenreservat Rhön.
Ist Ihre Heimat auf dem Weg einer 100% Erneuerbaren Energien Region?
Es gibt viele Pioniere, die Genossenschaften gegründet haben und erfolgreich Solaranlagen, Windparks, Kleinwasserkraft, Nahwärme aus Biogas oder Holznutzung, aufgebaut haben. Ganze Dörfer versorgen sich bereits bilanziell mit 100% Strom und Wärme aus Erneuerbare Energien. Aber die aktuelle, seit Jahren immer schlechter gewordene EEG Gesetzgebung hat die große Bereitschaft der Bevölkerung sehr stark eingedämmt.
Was kann Ihre Region mehr für das energiebewusste Wohnen und Leben tun?
Es braucht in der Region für die vorhandene große Bereitschaft der Bevölkerung eine bessere politische Unterstützung von Seiten der Kommunalpolitik, über die Regionalpläne, bis hin zur Einflussnahme auf die regionalen Bundespolitiker, um endlich die, den Bürgerenergien angelegten, Daumenschrauben in der bundes- und bayerischen Landesgesetzgebung zu entfernen.
Die Energiewende von zu Hause aus mitgestalten.
Ihr Haus wurde aus Holz mit einem Grasdach gefertigt – Ist das energieeffizienter als ein klassisches Steinhaus?
Ja, der Baustoff Holz und das Grasdach haben bereits Effizienzvorteile gegenüber Stein, Beton und Ziegel, weshalb weniger Dämmstoffe benötigt werden -, am besten wie bei mir zuhause aus nachwachsenden Rohstoffen.
Welchen Einfluss hat der Einsatz von Holz als Hauptrohstoff auf das Wohnen?
Holz ist, wenn es wie bei mir zuhause nicht mit giftigen Holzschutzmitteln imprägniert ist, der baubiologisch beste Baustoff. Er befördert Wohlempfinden und Gesundheit der Bewohner. Zudem ist der im Baustoff Holz gebundene Kohlenstoff eine langandauernde Kohlenstoffsenke, weil das vom Baum beim Wachsen der Atmosphäre entnommene Kohlendioxid oft lange Jahrhunderte im Holzhaus gespeichert wird.
Welche Rolle spielen Erneuerbare Energien in Ihrem Haus?
Mein Haus wird zu über 100% mit Erneuerbaren Energien versorg. Die PV-Anlage auf dem Dach im Sommer und Pflanzenölblockheizkraftwerk im Winter bringen mir den Strom für Haushalt und E-Mobile. Solarkollektoren, ein Holzofen und die Abwärme des Blockheizkraftwerkes schaffen mir die Raumwärme im Winter. Im Herbst und Frühjahr wird mein Haus an vielen Tagen nur von der Sonnenwärme des Wintergartens beheizt. Ich habe das alles schon 1996 verwirklicht, als die Erneuerbaren Energien noch wesentlich teurer waren, bevor es das EEG zur Unterstützung gab und ich mit Bundestagsdiäten ein höheres Einkommen zur Verfügung hatte.
Was hat Sie zu einer eigenen Stromversorgung motiviert?
Ich wollte nicht nur Atomausstieg und Klimaschutz politisch einfordern, sondern auch ein Beispiel geben, dass jeder einzelne seinen Beitrag dafür selbst erbringen kann und muss.
Ihr Haus wurde mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Energy Globe Award 2000. Ist aus Ihrer Sicht Nachhaltigkeit im Hausbau mittlerweile ein Trend geworden?
Es gibt seitdem wesentlich mehr Neubauten und auch Altbausanierungen mit biologischer Bauweise und Erneuerbaren Energien, auch von Fertighausanbietern die ökologisch wirklich vorbildliche Häuser anbieten und verkaufen. Aber von einem wirklichen Trend kann immer noch nicht die Rede sein, selbst im Neubau werden immer noch Erdgas und Erdölheizungen eingebaut. Sicherlich fehlgeleitet durch die Werbung der Erdgaswirtschaft, die sich selbst als Klimaschützer bezeichnet, aber die sehr hohen und klimaschädlichen Methanemissionen verschweigt und von einer Bundesregierung, die bis heute Fördergelder für neue Erdgas- und Erdölheizungen gewährt.
Haben Sie einen Tipp, wie ein jeder Mann mit kleinen Handgriffen sein Haus energiebewusster gestalten kann, um den ersten Schritt Richtung Wandel zu gehen?
Hier gibt es viele Beispiele insbesondere im Energieeinsparen, wie LEDs statt Glühbirnen oder das Ausschalten von Standby Schaltungen. Aber solche Maßnahmen, so wichtig sie sind, sind nicht ausreichend für den persönlichen Beitrag zum Klimaschutz. Heute kann es nur noch darum gehen, alle Emissionen vollständige im privaten Umfeld zu vermeiden, das heißt die Nutzung von Erdöl, Erdgas und Kohle, sowie Atomstrom vollständig zu vermeiden. Im Stromsektor ist es, wenn man, z.B. als Mieter keinen Einfluss auf den Vermieter zur Installation von Ökostromanlagen hat, doch einfach, wenn man einen Ökostromanbieter nutzt. Im Wärmesektor und Autoverkehr ist es schwieriger, da höhere Investitionen notwendig sind und Vermieter oft nicht unterstützend helfen. Dennoch sollten alle Wege gesucht werden, im persönlichen Umfeld Emissionen vollständig zu vermeiden, denn auch kleine Emissionsbeiträge befördern das weitere Aufheizen der Erde.
Das Interview führte Diana Thiel.
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